Projekt
Kasbah Asslim 2011
Gruppe
1
Die
erste Gruppe bestand aus 10 Studenten
der Uni Weimar, Dresden und Belgien.
10 Studenten, darunter ein Grieche,
eine Portugiesin und ein marokkanischer
Student aus Belgien machten sich
mit dem Bruderpaar Peter, ein Architekt,
der in der Schweiz arbeitet und
lebt sowie sein Bruder Nico aus
Weimar, der aus der Möbelrestauration
kommt, bekannt.
Nach
dem Einfinden der Teilnehmer ging
es gleich munter los. Nach meiner
üblichen Methode erkundigten
wir in der Umgebung die geologische
Lage der Gesteine und der Lehm-
und Sand- Vorkommen. Somit bekamen
die Teilnehmer die Grundlagen der
Entstehung des Lehms auf praktische
Art und Weise beigebracht.
Dann
wurden die mitgebrachten Lehmproben
analysiert und zwei Gruppen gebildet.
Die Erste übte sich in den
Feldanalysen zur Lehmbestimmung
und hatte zur Aufgabe die Lehmputze
für den Anbau zu optimieren.
Die andere arbeitete praktisch an
der Herstellung von Lehmsteinen
und der Stampflehmbauweise. Dies
wurde im Wechsel gemacht, Sodass
jeder einmal in die verschiedenen
Bereiche hinein schnuppern konnte.
Alle
waren gesund und munter und die
Vorbereitungen für die Putzarbeit
waren im vollen Gange. Lehm und
Sand wurde gesiebt, abenteuerliche
Gerüste wurden gebaut, Mauerkronen
beigearbeitet und die Arbeiten an
der Stampflehmwand der Aussenmauer
gingen zügig voran. Die Lehmziegelherstellung
erreicht fast Perfektionismus.
Und immer wurde lecker gegessen.
Donnerstag
vormittag hatten alle Teilnehmer
die Möglichkeit den Wochen-
Souk zu besuchen. Nachmittags ging
es ins Gebirge in der Nähe
von Agdz. Dort ist oben auf einem
Bergkamm eine alte Festungsruine.
Nach mühevollem Anstieg wurden
alle von der phantastischen Aussicht
belohnt.
Samstag machte ein Teil der Gruppe
eine Wanderung nach Tamnougalt zur
Ksar mit ihren Kasbahs.
Am Sonntag fuhren wir alle gemeinsam
nach Ouarzazate und Ait Ben Haddou
und erlebten hautnah die imposante
Lehmarchitektur Südmarokkos.
Lehm und Sand ist gesiebt und das
Stroh in Wasser eingeweicht. Freitag
hat es den ganzen Tag geregnet und
wir haben Unterricht gemacht, Filme
geschaut und Karten gespielt. Über
das Wochenende verstreuten sich
alle Teilnehmer, entweder zurück
nach Hause oder Richtung Wüste
und Gebirge.
Fazit:
Wir erreichten die von mir gesetzten
Ziele. Unsere marokkanischen Lehmbaumeister
konnten wir von unseren Bemühungen,
wetterfeste Lehmputze herzustellen,
überzeugen. Eine detailgenaue
Beschreibung aller Test wurde durch
die akribische Arbeit von Peter
Schubert erstellt. Dir, lieber Peter,
hiermit meinen Dank für deine
Arbeit. Ich bin der Überzeugung,
sie ist die beste Ausarbeitung über
eine Gruppenarbeit des Lehmexpress.
Mein Wunsch an dich, melde dich
einmal bei mir, ich habe eine Aufgabe
für dich.
Zur
Bildergalerie Lehmexpress 2011 Gruppe
1:
findet Ihr ein PDF mit einem Tagebuch
der ersten Gruppe von Peter Schuberth.
Gruppe
2
Samstagmorgen
ist die Sonne wieder da und ein
sehr kräftiger Wind bläst.
Auch sind Frederike, Thobias und
Fernando von der zweiten Gruppe
schon angekommen und die anderen
werden auch im Laufe des Tages hier
eintrudeln. Hoffentlich ist der
Tizi el Tischka Pass schneefrei,
damit die Busse über den Atlas
kommen und die Teilnehmer unbeschadet
an ihr Ziel kommen.
Der Wechsel der Gruppen läßt
mir keine Zeit zur Verschnaufpause.
Die neuen Teilnehmer sind alle mehr
oder weniger gut angekommen. Der
Sonntag stand unter dem Zeichen
des Kennenlernens. Gaelle machte
eine Führung durch das Gelände,
die Kasbah und den Riad. Auch gab
es eine Einführung in die Geschichte
der Familie Ait el Caid. Danach
eine Besichtigung der Baustelle.
Und abends wurden die Trommeln in
Schwingung versetzt.
Kerstin und Nicola sind als letzte
mitten in der Nacht zum Montag angekommen
und sie fehlen Montagmorgen beim
Beginn und der Einweisung in die
Arbeiten. Für sie begann das
Projekt ohne die Gespräche
und Führung des Vortages. Wie
gewöhnlich machte ich Montagvormittag
meine Einweisung über "Was
ist Lehm und wie entsteht er".
Die Vorarbeiten und Test der Studentengruppe
wurden präsentiert und besprochen.
Hauptziele der zweiten Gruppe sind
der zweilagige Aussenputz des Anbaus
und die Restauration der Kalkputze
im Asfalloraum mit den Tadelaktwänden,
die von der Firma Kreidezeit 2003
erstellt wurden.
Und die Fertigstellung des Innenraumes
im Anbau der den Namen "Salon
Uschi" bekam. Dieser kam in
Folge nicht so richtig in Gang.
Mein Dank hiermit an Federike. Ihre
Arbeit möchte ich auf meine
Art und Weise beschreiben. Die Seele
der Gruppe. Immer gut gelaunt. Immer
hilfsbereit. Immer mit Rat und Tat
dabei. Ich habe selten so einen
Menschen erlebt. Unsere Vorgeschichte
würde diese Seiten zum platzen
bringen. Ich wünsche dir, Frederike
Müller- Heilmeier, alles Gute
für deine Zukunft.
Was sich als schwierig erweist,
ist das Verputzen der Ziernieschen
an dem Anbau. Dies wurde mit einer
Perfektionierung ausgeführt,
die positiv auf das Gesamtbild wirkt.
Deutsche und australische Lehmbaumeister
treffen auf die heimischen Meister.
Es dauerte eine Weile bis die Rangordnung
harmonisch wurde und alle zufrieden
waren. Fernando, ein Maler aus Mexico,
nahm, entgegen meiner Einteilung
und recht herrisch, M`Bareks Arbeitsplatz
ein und dieser mußte Putzmischungen
ansetzen. Das hatte ich in den letzten
14 Jahren auch noch nicht erlebt.
M`Barek ist der Lehmbaumeister,
den ich von der Familie als Vorarbeiter
zur Verfügung bekomme. Er soll
im Grunde den Gruppenteilnehmern
den marokkanischen Lehmbau beibringen.
Dieser nahm es gelassen hin und
scherzte mit seiner unnachahmlichen
Art darüber. Er bezieht ein
Meistergehalt und seine zwei Kollegen
zogen ihn unaufhörlich deswegen
auf. Doch sollte sich die Eigenwilligkeit
von Fernando als Grund für
sein Entfernen von der Gruppe erweisen.
Denn, jeder bekommt hier was er
sucht.
Ich teilte Manfred, der jetzt Manni
genannt wurde, damit es mit mir
keine Verwechselung gibt, Kerstin
und Nicola und eine vierte Laien-
Person zu den Kalkarbeiten im Asfallo
ein. Ich dachte mir im Vorfeld,
daß sie die "Richtigen"
für diese Arbeit sind. Stukateurmeister,
Restauratorin/ Tochter und Architektin/
Mutter sind doch die geeigneten
Personen für diese Aufgabe.
Dachte ich. Vor allem ist dieser
Raum für mich durch seine Historie
und auch Architektur eine besondere
Arbeit. Wann kann man schon einmal
an solch einem Ort arbeiten?
Schon nach einer Stunde Arbeit,
beim Ebnen des Fußbodens,
wurden mir Verbesserungsvorschläge
gemacht. Diese wurden diskutiert
und debattiert um dorthin zu gelangen,
das es doch so gemacht werden sollte
wie ich es geplant hatte. Es wurden
Helfer gefunden die willig waren
um die Situation zu entschärfen.
Doch solche Geschehnisse sollten
immer wieder kommen. Letztendlich,
nach einigen Diskussionsrunden,
Sondersitzungen, Erklärungen
und Meinungsdebatten entschloß
man sich auf wackeligen Gerüsten
Standfestigskeitübungen durchzuführen
und gute Mine zu bösem Spiel
zu machen. Welches nicht dazu führte,
dass nicht darüber diskutiert
wurde, wann man denn endlich Lehmbau
macht, weswegen man ja schließlich
hier war. So wurde gewechselt und
getauscht, in andere Gruppen gegangen
und Fragen gestellt, Meinungen und
Wissen ausgetauscht, geraucht und
gekommen und gegangen. Doch wurde
es dort auch ruhiger und freudiger
und allerlei Rezepturen wurde erdacht.
Sande wurden unter Anleitung von
Manni für die verschiedenen
Mischungen und unterschiedlichen
Oberflächen gesiebt und zusammengestellt.
Eine wahre Rezepturschule bildete
sich bei wechselnder Belegschaft.
Jeder durfte letztendlich dann auch
einmal seine Hände in den Lehm
stecken.
Eine andere Gruppe befasst sich
in dieser Zeit mit den Grundsätzlichkeiten
im Vorbereiten der Wände, Risse
richtig schließen usw. für
den nachfolgenden Lehmputz in einem
Treppenhaus der Kasbah. Hier hatten
sich eine Gruppe Frauen, Bettina,
Frederike, Anke, Jeanette mit Timo
und Bradley gefunden, um sich praktisch
mit den richtigen Werkzeugen mit
den verwinkelten Ecken und Wänden
auseinander zusetzen. Teamarbeit
wurde gefördert, Gruppendenken
praktiziert und die perfekte Ausführung
stand im Hintergrund. Hier ging
es um das praktische Lernen am Objekt.
Ich streiche im Anbau die im letzten
Jahr verputzten Wände mit der
wunderschönen Kalkfarben der
Firma Kreidezeit. Diese Naturfarbenfirma
unterstützt seit Bestehen des
Lehmexpress unser Projekt mit Materialien,
fachliche Hilfe und geistiger Unterstützung.
Euch einen lieben Dank dafür
die diesjährige Hilfe und das
es mit der Lieferung doch noch geklappt
hat.
Meine Hauptaufgabe ist wie jedes
Jahr das Organisieren der Materialien
und der Gruppen, welches nicht störungsfrei
ist. Einige Zeit ist wieder einmal
in grundsätzlichen Diskussionen,
was denn beim Lehmexpress so zu
geschehen hat, verschwunden. Ich
weiß auch nicht so genau,
was ich da falsch mache, habe ich
doch sehr genau darüber geschrieben
und gesprochen, was so alles auf
dem Programm steht.
Am Wochenende sind wir wie immer
in Ait Ben Haddou und der Kasbah
Taorirt. Einige Teilnehmer sind
von ihrem gestrigen Wüstentrip
erschöpft und krank. Dieser
Ausflug stand gar nicht auf dem
Programm. Doch so ist es nunmal,
einige meinen, sie könnten
innerhalb eines Tages einen Eindruck
über die Wüste zu erfahren.
300 km Hinfahrt, 300 km Rückfahrt,
Spaziergang durch die Dünen
und zum Abschluß einen Besuch
des Festivals in M`Hamid. 2 Uhr
nachts zurück.
Ich stehe diesen Ereignissen skeptisch
gegenüber und habe da so ganz
andere Vorstellungen von Sinnhaftigkeit.
Alle, außer Tobi, waren in
Folge einen Tag außer Gefecht.
Die "Übriggebliebenen"
machten eine Wanderung nach Tamnougalt
in die große Lehmstadt. Nach
der Führung durch die Gassen
und Kasbah´s waren sie beeindruckt
von der Lehmarchitektur und die
Wirkung auf ihren Geist und Verstand.
Trennung vom Spreu und Weizen? Lebe
das Individuum? Oder sind wir eine
Familie, die gemeinsam ihre Zukunft
besprechen und planen müssen?
Am letzten Tag brachten wir noch
den Kalkkaseinestrich im Salon Uschi
ein. Diesen Raum habe ich meiner
lieben Frau Uschi gewidmet, die
mir jedes Jahr aufs neue die Freiheit
bietet unser Projekt hier zu leiten.
Die Rezeptur wählten wir nach
der Auswertung der Proben die von
der ersten Gruppe gemacht wurden.
Nach ihrer Analyse mußten
wir den Kalkgehalt deutlich erhöhen,
siehe Rezeptur. Nach dem Abbinden
wurde dieser Boden mit einer Wasserglaslasur
und roten Farbpigmenten gestrichen.
Dadurch erhält der Raum eine
neue warme Lebhaftigkeit.
Für mich ist es nicht leicht
einen Bericht über die Geschehnisse
in diesem Jahr zu machen. Ich muß
jeden Satz mehrmals schreiben, um
mir darüber klar zu werden,
was dort so alles geschehen ist.
Der LEHMEXPRESS ist eine Schule.
Kein Workshop oder Seminar. Es geht
um mehr, um viel mehr. Es geht um
unsere Existenz. Unsere Zukunft.
Durch die Ereignisse in Japan und
die Geschehnisse in den islamischen
Ländern, siehe die Entwicklungen
um Herrn Gaddafi, erhielt dieses
Jahr eine besondere Note. Dies habe
ich beim diesjährigen Rendezvous
de la Musique angesprochen. Jedenfalls
habe ich es versucht. Und ich werde
es weiter machen.
Und freue mich auf Neues.
Ach ja, bevor ich es vergesse, Freitag
abend spielten 12 Achwachmusiker
unter Führung von M`Barek und
Haffid, unsere zwei Lehmbaumeister
zum Tanz auf. Es wurde ein ausgelassener
Abend mit Spaß und Freude.
Wie in einer großen Familie.
Doch waren andere schon wieder unterwegs,
an die Küste, Essauira sollte
einen Kurzurlaub werden. Ohne "auf
Wiedersehen" zu sagen. Einfach
so.
Inschallah
Euer Manfred
Bildergalerie
Lehmexpress 2011 Gruppe 2: |
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Bildergalerie
des Abschiedsfestes der Gruppe
2: |
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"Man
wird sich wundern" (Text/PDF) |
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Rezept
für Kalkestrich im Salon
de Uschi (Text/PDF) |
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Rezepturen
für Kalkputze im Säulenraum
(Text/PDF) |
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