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Geschichte des Lehmexpress 1997 - 2023

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Lehmexpress November 2015 und 2016

Wenn ich ganz ehrlich zu mir sein soll, bin ich dieses Jahr echt überrascht. Die Entwicklung der Gruppen nimmt rapide zu und die Zusammenarbeit mit Universitäten ist wohl ein Beweis dass der LEHMEXPRESS eine angesehene und gefragte Sache in den letzten 20 Jahren geworden ist. Jawohl, wir feiern in diesem Jahr 20 Jahre LEHMEXPRESS und 10 Jahre das Rendezvous de la Musique.

Die wohl bemerkenswerteste Veränderung ist mein Austritt aus dem Verein DINDUM e.V. Kultur- Kommunikation. Wie ihr euch vorstellen könnt muss schon einiges geschehen, wenn man seinen eigenen Verein nach mehreren Jahren als Vorsitzender verlässt. Ich gehe da nicht näher darauf ein sondern konzentriere mich seitdem auf die Gründung einer Schule für die Ausbildung in der Sanierung und Dokumentation der historischen marokkanischen Lehmarchitektur. Auch werde ich in diesem Jahr einen Brief an den König schreiben, um die Missverhältnisse der Kommunen und Behörden im Anbetracht einer gemeinsamen Zusammenarbeit um Hilfe zu bitten. Die Ergebnisse unserer Aktivitäten sind so miserabel, das mir oft die Lust dieses Projekt weiter zu führen, abhanden kommt. Doch das soll nicht sein, denn die Ergebnisse für die Teilnehmer sind mir nach wie vor das Wichtigste an dem ganzen Projekt.

Die einschneidende Veränderung hier in der Familie vor Ort ist, das Gaelle und Aziz mit ihren Kindern nach Frankreich zurückgehen. Der plötzlich Abbruch der Caravan- Touristen lässt ihnen keinen Spielraum. Circa 60-70% Rückgang kann man nicht so einfach verdauen. Die Anschläge in Paris und Belgien haben ihre Wirkungen auf die Region. Die Jugend wird nachrücken und die Plätze einnehmen.

Uni Stuttgart, ILEK unter der Leitung von M. Sc. Herrn Georgi Georgiev
Am 12.11.2015 wurde ich nach Stuttgart zu einem Vortrag über unsere Lehmbauschule in Marokko in das wunderschöne Gebäude von Architekt Frei Otto eingeladen.

Das Ergebnis war eine Reise durch Marokko mit 22 Studenten plus Lehrpersonal für eine Woche. Unter anderem stand ein Besuch der Lehmbauschule in der Kasbah Caid Ali al Jadida an. Nach der Besichtigung der Villa Janna in Marrakesch und des Jardin Majorell ging es mit dem Bus über die Kasbah Telouet nach Asslim zur Familie Ait el Caid.

In den folgenden Tagen ging es an das theoretische sowie praktische Arbeiten mit Lehm. Der Grundkurs „Was ist Lehm“ und sowie alle praktischen Arbeiten wurden vermittelt. Die Gruppe wurde in drei Teile geteilt und die drei Hauptbauweisen in Marokko wurden somit jedem vermittelt. Im Labor wurden ständig Versuche und Tests gemacht und den anderen täglich präsentiert.

Auf dem Rückweg machten wir noch einen Abstecher nach Ouarzazate in die Organisation CERCAS und unter der Führung von Herrn Dr. Mohamad Boussalh gab es eine Besichtigung der Restaurierungsarbeiten die im Moment im vollen Gange sind. http://docplayer.org/6729533-Vorwort-bern-im-maerz-2011.html Ein Teil ist ja schon viele Jahre Ziel meiner Besichtigungen im Lehmexpress. Vor 20 Jahren ist ein Teil zu einem Museum umgebaut worden. Es ist auch der Sitz der CERCAS dort. Über diesen Kontakt bin überhaupt zu dem Projekt gestoßen.

Kasbah Taourirt in Ouarzazate

Ouarzazate-un-paysage

Gruppe Uni Wien
So, nun zu den Ereignissen 2016. Die erste Gruppe besuchte uns vom 22.2. bis zum 26.02.2016
20 Studenten um Frau Prof. Dr. Andrea Rieger- Jandl mit schulischer Begleitung kamen nach einer Rundreise bei uns vorbei und wir machten direkt einen Besuch in Tamnougalt und anschließend ging es in die Lehmschule mit tatkräftigen Menschen, die lernen wollten. Vier Tage gab es Einweisung theoretischer und praktischer Art in die Lehmbaukunst der Berber. Ich hoffe dass es allen hier gefallen hat und wünsche mir in Zukunft mehr Zeit für eine intensivere Auseinandersetzung. Zwei der Studentinnen sind dann auch für die erste Gruppe geblieben.

Gruppe 1 für Studenten
Vom 28.02. bis zum 12.03.2016 war wie im letzten Jahr eine Gruppe Studenten der KISS aus der Uni Stuttgart mit dabei. Frau Mandana Alimardani ist nach Ägypten gegangen doch ihr Kollege Martin Häckl übernahm die Funktion von ihr. In diesem Jahr haben wir mit dieser Gruppe von 15 Studenten eine Testserie mit örtlichen Zuschlagsstoffen gemacht. Näheres findet ihr auf dem angehängten PDF hier. Mit noch fünf weiteren Studenten hatten wir eine ordentliche Gruppe zusammen. Stampflehm und Putze an allen möglichen Wänden und Orten waren Programm. Am letzten Tag haben wir die große Außenmauer in 3,5 Stunden gemeinsam verputzt und die Baustelle wurde bis zur Mittagspause gereinigt. Zum Abschluss gab es wie bei jeder Gruppe Ahwachmusik. Auch gab es eine kleine Tadelaktarbeit die ihr hier auf den PDF ansehen könnt.

Gruppe 2
Vom 13.03. bis 27.03.2016 kam eine kleinere 14-köpfige Gruppe Teilnehmer aus Deutschland, Schweiz, Argentinien und Griechenland. Dabei waren zwei Kinder mit Vater, Mutter und Oma. Sie wollen in Argentinien mit Lehm bauen und sahen hier das Projekt als eine Lehrstudie an. Die meisten Teilnehmer kamen aus ganz unterschiedlichen Berufen, die mit Lehm und Bau wenig zu tun hatten. Doch wie die Vergangenheit zeigt ist das gar nicht so notwendig. Viele Dinge gehen automatisch und wir können ja hier alles noch einmal machen wenn es nicht gefällt oder statisch nicht taugt. Doch merken wir oft, dass uns manchmal die körperlichen Grenzen ein Schnippchen schlagen. Die wünsche ich mir von den zukünftigen Teilnehmern dieser Gruppe berücksichtigt. Wir haben die Stampflehmwand oben auf der Dachterrasse weiter fertiggestellt, den Badehausturm innen sowie außen verputzt und die Vorarbeiten für die Oberputze im Innenhof fertiggestellt. Hier meinen Dank an alle Helfer!

 

Jade Uni Oldenburg
Vom 30.März bis zum 10.April 2016 kamen 15 Studenten um Professor Peter Fank und den Architekten und Lehmbauer Florian Schick der Jade Universität aus Oldenburg zum zunächst organisierten Workshop im Agadir von Assa im Antiatlas. Zum Beginn wurde das Rendezvous de la Musique Festival in der Kasbah Caid Ali al Jadida mit vielen Musiker-Gruppen aus der Region angeschaut sowie eine Führung in der Ksar Tamnougalt gemacht. Da die Organisatoren in Assa ihren Streit/Zwist nicht legen konnten, mussten wir den Workshop in unserem gewohnten Rahmen in der Kasbah Caid Ali al Jadida stattfinden lassen. Wir hatten dann natürlich keine Beteiligung der Bürger in Assa, doch für eine solide Ausbildung ist unsere Schule natürlich besser geeignet als ein riesiger Haufen zusammen gefallener Lehmmauern. Wir machten unser Kursprogramm „Was ist Lehm“ und stampften Wände und verputzten diese. Der kleine neu gewonnen Innenhof wird so langsam ein Zentrum für die Ahwach Abende, die ja nach jedem Workshop hier stattfinden.

Am Ende ging es mit dem Bus über Zagora und Tata nach Assa wo wir uns mit dem Dorfverein zu einer Besichtigung des Agadirs und einer traditionellen Teezeremonie im Dorfgemeinschaftshaus trafen. Somit konnten sich die Studenten auch vor Ort praktisch ein Bild von einem traditionellen Agadir machen.

Danach fuhren wir nach Agadir in ein Hotel. Samstag hatten wir ein Treffen in der Universität Ibn Zohr mit dem Dekan der Fakultät Herrn Professor Ahmed Bellkadi und Herrn Prof. Anir Boyakobi. Die Unis wollen ein gemeinsames Projekt in Form eines internationalen Studentenaustausches planen und organisieren. Wir sind in dieser Konstellation die Vermittler unserer Beziehungen und organisieren die Projekte. Somit sind wir wieder einen Schritt weiter gekommen im Sinne Kommunikation der Kulturen und die Kultur der Kommunikation. Die Zeit wird es zeigen was sich daraus entwickelt.

Uni Siegen
Vom Sa 21.05. bis zum Sa 28.05.2016 kam Besuch von 18 Studenten mit M. Sc. Stephanie Grümer und M. Eng. Patrizia Horst im Auftrag von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Lamia Messari-Becker aus der Uni Siegen.

Es sollte eine kurze Reise werden. Und das unter extremen Temperaturen, die vor allem die Arbeit in der Kasbah Caid Ali sehr unerträglich machte. Zusätzlich kamen Probleme durch die Unmengen an Wassermelonen, die nicht jeder vertrug. Wir begannen mit dem Jardin Majorell in Marrakesch und einer Besichtigung des Königspalastes (Bahia Palast) und der Saaidengräber in Marrakesch.

Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Bus in den Südhang des Atlas nach Telouet, um dort lecker zu Essen und eine Besichtigung der wohl schönsten dekorierten Kasbah in Südmarokko zu machen. Nach einem kurzen Durchlauf in das Weltkulturerbe Ait Ben Haddou führen wir in die Kasbah nach Asslim, um dort unser Bett zu beziehen. Die darauffolgenden drei Tage nutzten wir für eine Einweisung in die Erdarchitektur Marokkos und schauten uns auch die Lehmstadt Tamnougalt genauer an.

Dann ging es schon wieder zurück nach Marrakesch, um dort abends gemeinsam zu essen und dann das Nachtleben in dieser wunderschönen Stadt zu genießen.

Am nächsten Morgen ging es zum Flughafen, um die Rückreise anzutreten.

Fazit
Ja, insgesamt 117 Menschen an 66 Tagen jeglichen Alters und Geschlechts, Kinder, ältere Menschen sowie Studenten und Selbstständige, Professoren und Architekten in unser Projekt LEHMEXPRESS einzubinden ist schon ganz schön großartig. Ich vermute, wir sind einer der größten Ausbildungsbetriebe in Deutschland und Marokko. Und dazu eines der ältesten. Denn wir haben 20-jähriges Jubiläum gefeiert.

Ich bin voller Zufriedenheit und werde meinen neuen Traum, den Bau einer Schule für die Dokumentation und Ausbildung zur Restauration jetzt mit aller Kraft vorantreiben. Ich habe mir dieses Ziel für die Zukunft als Schwerpunkt gesetzt, da der Erhalt der Kasbah sichergestellt ist. Jeder, und wirklich Jeder der Mut und Kraft hat mitzuhelfen, ist hiermit herzlich eingeladen.
Im nächsten Jahr werden wir wieder künstlerisch tätig werden. Mit Farben und Entwürfen. Mit Pigmenten und Schablonen, Kalk und Kasein, Milch und Gelee Royal. Gefragt wird Kreativität und Einfühlsamkeit, Spontanität und Impulsivität, Kunst und Kultur.

Manfred Fahnert

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